ARD & Co.

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Wie Medien manipulieren – Band 1
Ronald Thoden (Hg.)

Zwischen Sturm der Liebe und Musikantenstadl geht´s ans Eingemachte: Putin ist böse, Klitschko gut, Griechenland unersättlich, Bahnstreiks untragbar, Kuba zu sozialistisch, Assad ein Schlächter, Diktaturen abscheulich, außer die in Saudi-Arabien, Katar, Bahrain und die anderen selbst geschaffenen. Der alltägliche Brei ist angerichtet und wird auch an diesem Montag oder Dienstag über die werte Zuschauer- und Leserschaft ausgeschüttet. Die Bundeswehr schafft Frieden, die NATO auch, die USA sowieso nur Russland nicht. Mit kleinen aber feinen Tricks werden Feindbilder erzeugt, der Sozialstaat abgebaut, Politiker und Unternehmen in Szene gesetzt und Kriege vorbereitet.

Manipulative Methoden tendenziöser Berichterstattung sind ermittelbar und damit Desinformation dekonstruierbar, wenn man die falsche Zuordnung von Bildern, das Weglassen wichtiger Informationen, Strategien des Wording sowie die Herstellung falscher Bezüge und Verschleierungstechniken erkennt.

In diesem ersten Band in der Reihe ARD & Co. beschreiben 17 Autoren und Autorinnen in verschiedenen Beiträgen Beispiele und Strukturen von zielgerichteter Informationsvermittlung und Manipulationen aus den letzten Jahren, darunter der Ukraine-Konflikt, Griechenland, Russland, Syrien, Frauenrechte, Uranmunition, Iran, Kaukasus-Krieg, Kosovo, Irak.

ISBN 978-3-9816963-7-0
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Zitate aus dem Buch

Es kommt auf das richtige Wort an. Richtiger gesagt: auf das falsche. Das richtig falsche. So funktioniert Propaganda: verwirrend. Propaganda muss ihre Adressaten verwirren, das ist ihr Auftrag. Sie muss das Offensichtliche vernebeln und uns zu blindem Glauben und Gehorsam erziehen – zu dem Glauben, das Unwahre sei wahr, das Richtige falsch, das Gute böse, das Böse gut.
Eckart Spoo

Wieder einmal wurde dem geneigten Fernsehpublikum eines dieser gehässigen Bilder Wladimir Putins geboten, weitab von einer auch nur halbwegs sachlichinformativen Berichterstattung. Aber solche Schäbigkeiten finden sich fast täglich in unseren Presseerzeugnissen und in zahlreichen anderen Fernsehsendungen, sogar in dem viel gesehenen ZDF-heute-journal. Moderiert von Claus Kleber wurde uns beispielsweise am 9. Februar 2015 zuerst ein brennendes Haus in Donezk gezeigt, dann eine weinende Frau und verzweifelte Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz, danach rollte ein Panzer der Separatisten ins Bild, als ob sie ihre eigenen Häuser zerstörten, ihre Städte in Grund und Boden bombten.
Wolfgang Bittner

Die Darstellung des Krieges in Syrien wird in den deutschen Medien fast ausschließlich aus Sicht der „Opposition“ gespiegelt, die sich im Ausland befindet, anonym äußert oder bewaffneten Gruppen angehört. Twitter-Meldungen des selbsternannten IS finden mehr Aufmerksamkeit als eine Erklärung des syrischen Außenministeriums. Und sollten doch Äußerungen der Regierung verbreitet werden, geschieht das selten in der gebotenen Neutralität. Stattdessen sind diffamierende Untertöne und verächtliche Charakterisierungen an der Tagesordnung.
Karin Leukefeld

Am Beispiel des Einsatzes der Bundeswehr werden der Wandel und die zunehmenden Defizite besonders deutlich. Statt vor Kampfeinsätzen zu warnen, die sich abzeichneten, wurde für diese geworben, indem Soldaten zu Helfern in Uniform stilisiert wurden. Angebote der Bundeswehr, die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten mit Steuergeldern zu subventionieren, wurden vor dem Hintergrund zunehmender Finanzprobleme der Redaktionen angenommen.
Ulrich Tilgner

Währenddes Kaukasus-Krieges und danach war die Haltung führender westlicher Politiker und bedeutender Medien eindeutig. Russland war zweifelsfrei der Schuldige. Einzig an der Frage, ob die Zurückhaltung des Westens eine Stärke oder eine Schwäche sei, schieden sich die Geister. 2009 wurde ein von der Europäischen Union in Auftrag gegebener Untersuchungsbericht veröffentlicht. Die Kommission wies nach, dass der georgische Präsident Saakaschwili mit seinem Angriff keineswegs auf eine russische Invasion reagierte, sondern den Krieg selbst begonnen hatte.
Andreas von Westphalen

Am 4. Juni 1961 ging Panorama auf Sendung. Auf den Tag genau 54 Jahre später wirkt Moderatorin Anja Reschke den Tränen nah: „Es hat sich etwas verändert zwischen Publikum und Medien. […] Gelogen, manipuliert, einseitig, gleich – geschaltet – solche Vorwürfe nehmen zu. Gegenüber der gesamten Presse. Die Redaktionen von Nachrichtensendungen, Radiostationen, Zeitungen, Onlinemedien werden überflutet von Beschwerden und bösen Kommentaren.“ Frau Reschke erweckt den Eindruck einer redlichen Bürgerin, die fassungslos miterleben muss, wie durchgeknallte Horden ihr Eigenheim kurz und klein schlagen. Unbegreiflich, dieser Aufstand des Mobs. Was sind das überhaupt für Leute?
Walter van Rossum

Während der lateinamerikanischen Diktaturen gab es Interesse in Deutschland an dem Demokratisierungsprozess. Danach versickerte es. Jetzt muss ich nach einem Zusammenhang mit Deutschland suchen, wenn ich ein Thema unterbringen will. Ein deutscher Schäferhund scheint wichtiger als ein gesellschaftlicher Prozess. Einen guten Vorschlag auszuarbeiten, macht viel Arbeit. Was ich im Internet finde, entspricht selten der Realität, und das Internet ist erst relativ jung.
Interview mit Gaby Weber

Dass neben PR-Agenturen auch Geheimdienste bei der Erfindung, Etablierung und Verbreitung derlei kriegsbefürwortender Narrative und Spins eine entscheidende Rolle spielen, belegt ein von WikiLeaks 2010 veröffentlichtes CIA-Dokument, in dem es unter anderem heißt: „Die afghanischen Frauen sind der ideale Botschafter, um den Kampf der ISAF-Truppen gegen die Taliban human erscheinen zu lassen.“
Jörg Becker und Jens Wernicke

Einige News schaffen es in die News, andere nicht. Das wäre nicht weiter problematisch, wenn nicht immer wieder relevante und für weite Teile der Gesellschaft interessante Nachrichten dabei unter den Redaktionstisch fallen würden.
Hektor Haarkötter

Die Leitartikel der Süddeutschen Zeitung über die Monate der Verhandlungen 2015 sind dominiert von einer zum Prinzip geronnenen Gegenüberstellung von verantwortungsloser griechischer Regierung und prinzipientreuem Handeln der Geldgeber. So kommentiert Stefan Kornelius unter dem Titel „Ins Graos“ am Tag der „Einigung“ mit der griechischen Regierung (13. Juni 2015) die „Harakiri-Politik der Regierung Tsipras“, die eine „Vertrauensimplosion“ verursacht habe, mit einem „Maximalschaden für die Menschen, denen er zu dienen versprochen hat“.
David Goeßmann